Rebecca Roß ist Teil des Teams hinter dachzeltnomaden.com und lebt selbst seit drei Jahren in ihrem Auto samt Zelt. Wie bei ihr die Dachzelt-Liebe entbrannt ist, welche Tipps sie für Neueinsteiger*innen hat und was die Community der Dachzeltnomaden alles zu bieten hat, erzählt sie im Interview.

Der Dachzelt-Funke springt bei Rebecca auf einer Reise nach Norwegen über. Sie lernt Thilo, den Gründer der Dachzeltnomaden, kennen und ist sofort überzeugt: Dachzelten ist genau ihr Ding. Als sie beim ersten Dachzelt-Festival dabei ist und auch mobil arbeitet merkt Rebecca: Unterwegs hat sie alles, was sie braucht. Sie lässt ihren früheren Job hinter sich und steigt bei den Dachzeltnomaden ein. Seit 2018 ist sie Teil der Geschäftsführung – und weiß inzwischen in Sachen Dachzelt so ziemlich alles, was man wissen muss.

Rebecca, was genau steckt eigentlich hinter den Dachzeltnomaden?

„Die Dachzeltnomaden wurden von Thilo Vogel gegründet, es gibt ein festes Team und viele Freelancer und Freiwillige, dank derer alles funktioniert. Wir sind eine unabhängige Informationsplattform über Dachzelte, wobei das Herz der Dachzeltnomaden die Community ist. Wir greifen Ideen und Wünsche aus der Community auf und versuchen, sie mit Leben zu füllen. So ist auch das DACHZELT FESTIVAL 2017 entstanden – die Community in unserer Facebook-Gruppe hat es sich gewünscht. Schon 2019 war das Festival mit 4000 Besuchern eines der größten Camping-Events in Deutschland. Hier treffen sich Dachzelt-Fans und tauschen sich aus. Für diesen Austausch bieten wir als Dachzeltnomaden den Rahmen, sowohl online als auch offline. Ein Teil der Erlöse fließt auch in gemeinnützige Organisationen – 120.000 Euro seit 2018.“

Rebecca Roß und ihr Auto mit Dachzelt im Hintergrund
Rebecca Roß lebt den Dachzelt-Lifestyle / Photo by Rebecca Roß

Was glaubst du: Warum ist Dachzelten so beliebt?

„Dachzelten ist einfach, günstig und macht Spaß. Wer schläft nicht gerne im Baumhaus und hat trotzdem alles dabei? Von Küche über Badezimmer bis zum Klo – alles passt in einen PKW, den man meistens ohnehin schon hat. Dachzelt drauf und los. Günstiger und einfacher kannst du deinen Camper nicht ausstatten. Wer Lust auf Veränderungen hat und anpassungsfähig ist, ist im Dachzelt gut aufgehoben.“

Apropos günstig: Was kostet ein Dachzelt und wie hoch sind allgemein die Kosten?

„Da wären zunächst die Anschaffungskosten. Ein Dachzelt kostet, je nach Marke und Qualität, 1000 bis 7000 Euro. Für 2500 Euro bekommt man aber schon ein sehr gutes Zelt. Wer mit dem Dachzelt Urlaub machen will, kann sich auch erst mal eins mieten. Gerade wer in Auto und Dachzelt wohnen möchte und lange unterwegs ist, muss die Kosten fürs Auto mitkalkulieren. Auch eine Standheizung macht dann Sinn. Generell ist es aber ein sehr minimalistischer und günstiger Lifestyle.“

Gibt’s auch Nachteile beim Dachzelten? 

„Wer draußen schläft und wohnt, ist natürlich automatisch vom Wetter abhängig. Es kann mal durchregnen, es wird kalt und Wind, Parkplätze oder Flüsse in der Nähe können sehr laut sein. Ein weiterer Nebeneffekt: Man lernt sehr schnell Leute kennen – zum Beispiel, wenn Passanten vorbeikommen und nachfragen, was es mit dem Dachzelt auf sich hat. Das macht oft Spaß, aber man ist eben auch nicht ganz ungestört.“

Welche Vorteile hat das Dachzelten gegenüber dem „normalen“ Camping?

„Ein riesiger Vorteil: Es schaffen weniger Spinnen ins Dachzelt. Klingt lustig, ist aber tatsächlich ein wichtiger Punkt. Man liegt nicht auf dem Boden, deswegen gibt es auch weniger Krabbelvieh, weniger Nässe und keinen Schlamm. Außerdem hat man einen schöneren Ausblick aus der Höhe. Ich persönlich fühle mich auch sicherer, immer das Auto dabei zu haben, anstatt nur im Zelt in der Natur zu hausen. Auch super: Auf- und Abbau gehen meist super schnell – egal bei welchem Wetter.“

Warum Dachzelt? Darum!

  • Weniger Ungeziefer im Zelt
  • Schutz vor Nässe und Schlamm
  • Besseres Sicherheitsgefühl
  • Top-Ausblick
  • Günstiger Lebensstil
  • Schneller Auf- und Abbau des Zelts
Drei Autos mit Dachzelt
Dachzelten im Sommer: Genuss pur / Photo by Julia Fischer

Das Thema Van Life und der eigene Bully sind Trend. Wie schneidet das Dachzelt im Vergleich ab?

„Der entscheidende Vorteil des Dachzelts ist, dass es natürlich viel günstiger ist und man schnell und problemlos starten kann – auch, weil man den neuen Lebensstil erst mal ausprobieren kann, ohne sich direkt einen Bully anzuschaffen.“

Angenommen, ich überlege, mir ein Dachzelt zuzulegen – was sollte ich bedenken?

„Ich würde immer erst einmal empfehlen, zu testen. Dadurch findet man sehr schnell raus, was man möchte und was nicht. Eine große Hilfestellung ist unser kostenloser Konfigurator, da kann man sich sein Wunschzelt mit ein paar Klicks herausfiltern. Wer dann noch nicht weiter weiß, kann eine individuelle Dachzelt-Beratung in Anspruch nehmen oder natürlich in der Facebook-Community nach Antworten auf die brennendsten Fragen suchen. Grundsätzlich gilt aber: Einfach loslegen und dann lernen, was man möchte – auch wenn man nicht nur urlauben, sondern im Auto samt Dachzelt wohnen will. Ich hatte drei Jahre lang nur Eurokisten als „Ausbau” im Auto. Das war meine Erstausstattung, hat mir aber für lange Zeit völlig gereicht als Wohnung. Also zieht einfach los mit dem, was ihr habt. Ihr werdet merken, ob ihr mehr braucht, oder ob es reicht.“

Mit den richtigen Fragen zum passenden Zelt

  • Passt das Dachzelt zur Dachlast meines Autos?
  • Passt es zu meiner Lebenssituation: Wie viele Menschen sollen Platz haben? Welche individuellen Anforderungen habe ich?
  • Der eigene Geschmack zählt: Was finde ich schön?
  • Wie ist das Wetter an meinem Reiseziel? Für kältere Regionen bietet sich ein Hartschalenzelt mehr an, für wärmere Regionen reicht das Klappdachzelt (das ist auch größer und meist schöner).

Du wohnst in deinem Auto und Dachzelt. Fühlt sich dein Auto für dich wie zu Hause an?

„Ja, es fühlt sich sehr nach einem Zuhause an. Aber auch die Umgebung kann sich wie zu Hause anfühlen. Wenn ich mich irgendwo ein wenig auskenne oder schon einmal da war, dann fühlt es sich schnell heimisch an. Und das sind mittlerweile wirklich viele Plätze in Deutschland und Europa.“

Hast du Lieblingsplätze zum Dachzelten?

„Ja, das sind meistens Ort, die ich mit schönen Erinnerungen, zum Beispiel tollen Sonnenuntergängen oder Ruhe, verbinde. Das waren unter anderem die Korkwälder in Portugal, immer wieder die Berge oder Halle Saale in Deutschland.“

Geländeawagen mit Anhänger und Dachzelt in Berglandschaft
So geht Urlaub: Mit dem Dachzelt in die Berge / Photo by Julia Fischer

Wie findet man denn einen guten Platz für Auto und Dachzelt?

„Ich hatte es schon angesprochen: Ruhe ist ein riesiger Faktor. Oft unterschätzt man Flüsse oder Bäche, die recht laut sind. In der Nähe von Häfen, Autobahnen oder dem Flughafen ist natürlich auch immer viel los. Gut sind außerdem gerade Flächen und generell Orte, von denen man nicht zu schnell weggeschickt wird – also eher ein Parkplatz als mitten im Wald. Hier kommt gern mal der Förster vorbei. Außerdem sollte man aufs Wetter achten: Wird es stürmig sollte man nicht da stehen, wo Äste runterbrechen können. Und wer keine mobile Toilette an Board hat, schaut am besten auch, wo es eine gute Alternative in der Nähe gibt.“

Stichwort Wildcampen: Wo darf man mit Dachzelt überhaupt stehen?

„Wildcampen, also einfach so irgendwo in der Natur übernachten, ist grundsätzlich verboten. Camping-Plätze sind selbstverständlich kein Problem und wer eine Nacht auf einem Park- oder Rastplatz verbringt, um seine Fahrtüchtigkeit wiederzuerlangen, bekommt in der Regel auch keine Probleme. Dabei sollte man dann aber besser keinen Grill aufstellen und Musik anschmeißen. Es gibt auch Apps, die zeigen, auf welchen Stellplätze man stehen darf – zum Beispiel auf Privatgeländen, wie Bauernhöfen, die Camper bei sich willkommen heißen.“

Nützliche Apps und Plattformen für Camper*innen

  • 1nitetent funktioniert wie Couchsurfing – nur für Zelte. Freie Plätze für Zelte können hier selbst eingestellt oder für die eigene Tour entdeckt werden.
  • Landvergnügen vermittelt Stellplätze auf Höfen, Imkereien, Weingütern & Co.
  • Die womo Stellplatz-App zeigt Stellplätze jeglicher Art auf – rund 25.000 internationale Plätze gibt’s zu entdecken.

Ein Blick auf Dachzeltnomaden zeigt sofort: Community ist ein riesiges Thema. Macht das auch den Reiz des Dachzeltens aus?

„Für viele ja. Andere sind auch gerne alleine unterwegs. Ich mag beides und empfehle auch beides mal gemacht zu haben. Das ist auch das Tolle: Du kannst alleine sein, musst es aber nicht, wenn du es nicht magst. Schnell findet man in der Community Anschluss und lernt mit Dachzelt auf dem Auto auch sehr schnell neue Leute kennen.“

Luftaufnahme von Autos und Dachzelten
Willkommen beim DACHZELT FESTIIVAL! / Photo by Thilo Vogel

Auch dieses Jahr steht wieder das DACHZELT FESTIVAL an. Warum lohnt es sich, dabei zu sein?

„Weil es geil ist! Das DACHZELT FESTIVAL ist jedes Jahr DAS Dachzelt-Event des Jahres. Das darf man nicht verpassen. Eine tolle Community, die zusammenkommt und gemeinsam ein Wochenende am Lagerfeuer chillt, grillt und die Zeit einfach genießt. Von groß bis klein, von jung bis alt ist für alle was dabei – egal, ob Kinderschminken oder Klavierkonzert auf dem See. Wir lassen uns da jedes Jahr was einfallen. Dieses Jahr eben in dezentraler Form: Es wird viele kleine DACHZELT FESTIVALS geben, die gleichzeitig stattfinden. Wir verknüpfen die einzelnen Events dann online zu einem großen Ganzen und machen eine riesige Sause.“

Klingt super. Ist sonst noch etwas für Dachzeltler*innen geplant?

„Einiges! Aktuell entstehen bereits die DACHZELT DÖRFER in Deutschland und ganz Europa. Dort kann man Dachzelte mieten, oder einfach mal probeliegen. Außerdem kann man sich dort mit anderen Dachzeltnomaden treffen und eine geile Zeit gemeinsam am Lagerfeuer verbringen.“

Danke, Rebecca, für das großartige Interview!

Noch mehr Dachzelt-Tipps …

finden Sie in unserem Artikel Campingtrend Dachzelt: Tipps zum Wohnen auf dem Autodach.

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Titelfoto: (c) Rebecca Roß